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Spiele ohne (Gender-)Grenzen

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Frau sein – auch ohne Styling und Klamotten

Einleitung

Üblicherweise betreiben wir einen riesigen Aufwand, um weiblich sein zu können. Wie sehnen Gelegenheiten herbei, bei denen wir uns endlich mal wieder in die Frau verwandeln können, die wir so gerne wären. Bei dieser Art „Frau sein“ geht es insbesondere oder ausschließlich um Kleidung und Styling. Wir fühlen uns weiblich, wenn wir wie eine Frau gestylt sind.

Wenn wir uns nicht weiblich stylen können und als Mann herumlaufen müssen, dann sind wir wahlweise unglücklich oder neidisch.

Muss das sein? Kann man sich nicht in männlicher Kleidung als Frau fühlen?
Doch, man kann!

Hinweis: Diejenigen von uns, denen es ausschließlich darum geht, sich in Frauenkleidung zu schmeißen und sich sexy zu finden, können an dieser Stelle aufhören zu lesen. Leute es kommt nichts, was euch interessieren wird.

Im folgenden möchte ich dir ein paar Übungen vorstellen. Weil sie von mir gerne als angenehme Zeitvertreibe genutzt werden, nenne ich sie „Spiele“. Das schöne an diesen Spielen ist, dass sie weder Vorbereitung noch Material benötigen. Nicht mal freie Zeit braucht man für sie, denn sie lassen sich spielen, während man seinen ganz normalen Alltag lebt.

Etwas Theorie

Als Ausgangspunkt möchte ich die Doppeldeutigkeit des Wortes „Haltung“ nehmen.
Zum einen steht Haltung für meine Körperhaltung.Andererseits bedeutet Haltung aber auch so viel wie eine innere Einstellung.

Diese beiden Sorten von Haltung, also die Körperhaltung einerseits und die innere Einstellung andererseits beeinflussen sich gegenseitig. Wenn ich mich z.B. niedergeschlagen oder depressiv fühle, dann drückt sich das auch in meiner Körperhaltung aus. Und wenn es mir gut geht, dann sieht man mir das nicht nur im Gesicht, sondern ebenfalls an der meiner Körperhaltung an.

Dieser Mechanismus funktioniert auch umgekehrt! Wenn ich bewusst eine bestimmte äußerliche Haltung annehme, dann verändert sich dem entsprechend auch mein Inneres.

Diese Erkenntnis, die in der Psychotherapie aber auch bei Selbstmanagement- und Kommunikationstheorien wie z.B. NLP erfolgreich eingesetzt wird, können wir dazu nutzen, um uns weiblich zu fühlen! Ganz einfach, indem wir uns weiblich verhalten!

Drei Schritte

Was ihr tun müsst, wenn ihr „weibliche Erlebnisse“ im Alltag haben wollt, ist einfach.
Der Weg ist nur drei Schritte weit: Beobachten – Nachahmen – Tun.

Zu jedem der Schritte möchte ich euch ein paar Hinweise geben, wie ihr ihn nutzen könnt um euch weiblich zu fühlen. Es sollen zusätzlich Anregungen für mögliche Übungen sein, die ihr nutzen könnt, um bessere Frauen zu werden als ihr jetzt schon seid.

Ihr braucht dafür keine Vorbereitungen, nicht mal freie Zeit. Ihr nutzt einfach euer ganz normales Leben“ und die alltäglichen Situationen: auf der Straße; im Büro und zuhause natürlich auch.

Erster Schritt: Beobachten

Einige Freundinnen von mir könnten „Frauengucken“ regelrecht als Hobby angeben. Es gibt für sie kaum etwas schöneres und interessanteres, als in einem Straßencafe zu sitzen und die Passantinnen zu beobachten.

Wenn ich jetzt von „Frauen beobachten“ spreche, dann meine ich nicht das wohlwollende, sexuell motivierte Interesse, dass Männer üblicherweise Frauen entgegenbringen und das sie nicht nur zum Hingucken, sondern manchmal auch zum regelrechten Glotzen und/oder Hinterherpfeifen bringt.

Ich meine eine eher analytische Betrachtung, die das Gesehene in Ursache und Wirkung kritisch reflektiert. Es geht um die Beobachtung von Frauen unter dem Gesichtspunkt, dass sie schließlich unsere Vorbilder sind.

Spiel 1: Schau dir Frauen an!

Um Frauen zu beobachten braucht es kein Straßencafe. Es gibt sie fast immer und überall.

Jetzt fragst du vielleicht, was soll ich denn nun beobachten? Du hast Recht. Die Anweisung: „Schau hin!“ ist zu allgemein. Man muss die Sache konkreter angehen.

Konzentriere dich auf bestimmte Details im Aussehen, die dich interessieren. Ein paar Beispiele:

  • Kleidung
  • Schuhe
  • Frisuren
  • Makeup
  • Accessoires
  • Schmuck
  • Handtaschen
  • Tücher

Aber auch das Verhalten ist interessant:

  • Bewegung (Gang)
  • Gestik
  • Mimik
  • Körperhaltung im Stehen oder Sitzen
  • Stimme

Glaube mir, es gibt immer etwas zu entdecken und vor allem zu lernen. Bei jeder Frau!

Ich interessiere mich überwiegend für Frauen, denen ich vom Typ her ungefähr entspreche: große Frauen mit eher schmalen Hüften. Was tragen sie? Wie wirkt es? Daraus beziehe ich Anregungen was mir steht und von welcher Bekleidung ich besser die Finger lasse.

Spiel 2: Finde Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Manchmal ist es schwer, zu interpretieren, was man eigentlich gerade sieht. Das fällt erheblich leichter, wenn man einen Vergleichsmaßstab hat. Deshalb kann es sehr hilfreich sein, zwei Frauen miteinander zu vergleichen. Wo sind die Gemeinsamkeiten, wo die Unterschiede? Ich finde es besonders spannend, zu beobachten, welche Ähnlichkeiten und Unterschiede bei Frauen zu beobachten sind, die sich was ihren Körperbau und ihre sonstigen Eigenschaften angeht, vom Typ her sehr ähnlich sind.

Spiel 3: Sehe Filme mit anderen Augen

Nicht bloß die Handlung ist bei Filmen interessant.
Die Frauen in Filmen sind für andere Frauen Vorbilder… warum nicht auch für dich. Weibliche Charaktere in Filmen sind häufig „bigger than life“ sie sind überdurchschnittlich schön und überdurchschnittlich geschmackvoll gekleidet. Und sie verhalten sich häufig geradezu klischeehaft weiblich.

Mache dir die Professionalität von Schauspielerinnen, Kostümbildnerinnen und Makeup-Artists zu nutze und lerne von ihnen!

Spiel 4: Identifiziere dich mit Frauen!

Am einfachsten ist es, wenn du dir eine Frau, deren Verhalten du feminin findest, als Vorbild nimmst. Das kannst du in beliebigen Alltagssituationen tun, aber auch beim Anschauen von Filmen geht das sehr gut.

Ich suche mir z.B. in Filmen eine gerne weibliche Identifikationsfigur. Ich überlege mir wie es wäre, sie zu sein. Ich versuche mich in sie einzufühlen. Ich überlege mir, wie ich mich wohl an ihrer Stelle in den Situationen fühlen würde, die sie durchlebt.

Insgesamt gilt für alle Beobachtungen und Einfühlungsversuche, dass die Details das Wichtige sind. Der Gesamteindruck eines Menschen entsteht aus vielen kleinen Einzelheiten. Je kleiner das Detail ist, auf das du dich konzentrierst, um so genauer wird deine Beobachtung sein. Und du wirst erstaunt sein, wie viele Details es gibt.

Es gibt jede Menge zu sehen und zu lernen.

Zweiter Schritt: Nachahmen

Im 2. Schritt vergleichst du deine eigenen Verhaltensweisen mit dem, was du beobachtet hast. gibt es Unterschiede? Welche? Wenn du Unterschiede festgestellt hast, kannst du nun versuchen, deine eigene Haltung in die gewünschte Richtung anzupassen. Dabei gilt auch hier, dass es wichtiger ist wenig zu wollen und dabei präzise zu sein, als „die große Linie“ zu beachten.

Spiel 5: Sitzen wie eine Frau

Damit meine ich, eine Frau, der man z.B. gegenübersitzt in ihrer Körperhaltung Detail für Detail zu kopieren.

Ich mache das ganz gerne, wenn ich mich z.B. in einer Besprechung langeweile. Natürlich geht das nur, wenn ich nicht selbst der Hauptakteur der Besprechung bin. doch dann langweile ich wahrscheinlich nicht mich selbst, sondern bloß andere.

Clevererweise habe ich mich so gesetzt, dass ich eine Frau unauffällig im Blickfeld habe.

Dann versuche ich ganz bewusst die gleiche Haltung einzunehmen wie sie. Von Kopf bis Fuß. Es bietet sich auch hier an, nicht alles auf einmal zu tun, sondern Körperteil für Körperteil so präzise wie möglich die Haltung zu kopieren.

Einschub: Frauen sind von den Körperproportionen anders gebaut als genetische Männer. Deshalb bekommt man manchmal Haltungen zu sehen, die man nicht glauben mag und die sich jedenfalls für mich selbst beim besten Willen nicht oder nur sehr schwer nachahmen lassen.

Ein konkretes Beispiel, das mich auch später noch massiv beschäftigt hat: Eine Frau legt das rechte Bein über das linke (kann ich!), der rechte Unterschenkel liegt parallel über dem linken (kostet Mühe und ist nicht wirklich bequem, kann ich aber auch) … und nun hakt die Frau den rechten Vorderfuß auf Höhe des unteren Ansatzes der Wade locker hinter den linken Unterschenkel! Arrgh! Geht das überhaupt? Bei dem Versuch diese Haltung nachzuahmen, habe ich viele Schmerzen in Kauf genommen! Mit ganz viel Mühe kriege ich es hin, aber elegant wirke ich bei diesem Versuch der Beinverknotung nicht. Dafür fühlte ich mich dann aber seeeehr weiblich, als ich mit verknoteten Beinen auf dem Stuhl saß.

Spiel 6: Stehen wie eine Frau

Für diese Übung nutze ich gerne beliebige Situationen, in denen ich warten muss. Typisch ist das Warten auf einen Bus oder eine U-Bahn. Da hat man üblicherweise nichts anderes zu tun, als die Wartezeit rumzukriegen. Statt mich zu langweilen, nutze ich eine der mit mir wartenden Frauen als Vorbild.

Ich konzentriere mich auf eine der mit mir wartenden Frauen. Am besten eine, die vor mir steht.

Von der Fußhaltung (häufig anders als bei Männern geschlossen und parallel) bis hin zur Armhaltung (eine bei mir imaginäre Handtasche haltend ;-)) und zum Kopf, nehme ich mir die Frau als Muster.

Bis ich mit meinem Ergebnis zufrieden bin und mich von der Haltung her in eine stehende Frau verwandelt habe, ist meist schon die Bahn da.

Spiel 7: Gehen wie eine Frau

Im Vergleich zu den beiden geschilderten eher statischen Situationen ist das schwieriger. Klar, das Beobachtungsobjekt befindet sich in Bewegung.

Natürlich kannst du einer wildfremden Frau in gebührendem Abstand hinterherrennen, doch ich empfehle etwas anderes.

Orientiere dich, wenn vorhanden, an deiner Frau oder an jeder anderen biologischen Frau, mit der du gemeinsam unterwegs bist.

Vergleiche deine Bewegungen mit denen deiner Begleiterin und passe dich an.

  • Schrittlänge
  • Schrittfrequenz
  • Bewegung der Schulter, der Hüfte und der Arme

Tipp: ich mag es gerne, mich einzuhaken, wenn ich mit einer Freundin durch die Stadt laufe. Das gibt mir nicht nur Sicherheit, ich kann auch ihre Bewegungen spüren. Durch die körperliche Verbindung, bin ich mehr oder weniger gezwungen, mich ihren Bewegungen und ihrem Tempo anzupassen.

Es handelt sich bei den vorgenannten „Spielen“ nur um Beispiele. In praktisch jeder sozialen Situation, kannst du dir anwesende Frauen als Vorbild nehmen. Egal ob daheim oder in der Öffentlichkeit.

Ein interessanter Nebeneffekt dabei ist, dass du einen besseren kommunikativen Kontakt zu den Leuten bekommmst, die du gerade nachahmst! Wirklich!

Dritter Schritt: Tun

Mit ein wenig Routine wirst du in der Lage zu sein, bestimmte weibliche Verhaltensmuster auch ohne Vorbild zu verwenden.

Spiel 8: Wechsele in den weiblichen Modus!

Du gehst gerade durch die Stadt oder durch einen Flur im Büro oder eine Treppe hoch? Tu es weiblich! Kontrolliere deine Art dich zu bewegen und passe sie an.

Du sitzt gerade an deinem Schreibtisch? Setze dich so hin, wie eine Frau sitzen würde!

Viele mögen das für Einbildung halten, aber es wirkt! Wenn ich auf weibliche Haltung und weibliche Bewegungen umschalte, dann fühle ich ich auch weiblich.

Spiel 9: „Auf Wiederhören, Frau …“

Auch mit der Stimme kann man sich weibliche Erlebnisse verschaffen. Wegen des störenden männlichen Aussehens, klappt das am besten am Telefon.

Ziel dieses Spiels ist es, am Telefon für eine Frau gehalten zu werden.
Es Spiel funktioniert am besten, wenn man selbst andere unbekannte Menschen anruft. Anlässe sind z.B. Bestellungen, Restaurantreservierungen oder Nachfragen bei Behörden.

Aber auch wenn man angerufen wird, gibt es Möglichkeiten. Der unerwünschte Anruf durch einen Telefonwerber, der einem ein Zeitschriftenabo oder eine neue Versicherung verkaufen will, kann zu einem Highlight des Tages werden, wenn der zu erkennen gibt, dass er glaubt, mit einer Frau zu telefonieren!

Wenn man selbst anruft, kann man sich besser vorbereiten, sich einstimmen. Und weil der andere nicht weiß von wem er angerufen wurde, kann man hemmungslos ausprobieren.

Ob eine Stimme als weiblich wahrgenommen wird,hat sicherlich auch mit der Tonhöhe zu tun, aber das ist nicht allein entscheidend.

Aus verschiedenen Anleitungen kann man sich Hinweise holen, wie man auch unabhängig davon, seine Stimme feminisieren kann. Auch auf meiner Site gibt es dazu einiges (Frauenstimme, Sprechtechniken der Frauen, Stimmtechniken ).Okay, das geht bei Tenören leichter als bei Bässen, aber probieren kann man immer.

Ich sage, wenn ich dieses Spiel spiele, bloß meinen Nachnamen und versuche so zu klingen, wie eine Frau. Obwohl ich dabei (s.eben) nicht in erster Linie an der Höhe meiner Stimme, sondern bloß an der Modulation drehe, gelingtes mir hin und wieder, dass mich Leute am Telefon für eine Frau halten oder zumindest sehr verunsichert nachfragen! Bingo!

Und wenn nicht, dann habe ich zumindest geübt.

Spiel 10: Frauengespräche

Auf Parties oder sonstigen zwanglosen Zusammenkünften habe ich mich früher häufig geärgert, dass ich mich schnell in einer Männerrunde wiederfand, in der über blöden Auto- oder Computerkram geredet wurde, während ein paar Meter weiter die Frauen zusammenhockten und über viel interessantere Themen redeten.

Das muss nicht sein. Ich klinke mich jetzt auch in männlicher Version nicht bloß in bestehende Frauengesprächsrunden ein, sondern ich suche auch das Gespräch von Frau zu Frau!

Üblicherweise wende ich mich an eine Frau, die gerade keinen Gespachspartner hat und plausche mit ihr.

Bewährt haben sich als Gesprächsthemen: Fragen oder Anmerkungen zur Kleidung, Styling, momentaner Lektüre, der Familie. Typisch weibliche Themen eben.

Ich interessiere mich und frage … und bekomme Antworten und nach kurzer Zeit scheint meine Gegenüber zu vergessen, dass sie mit einem Mann redet. Ich habe mit Nachbarinnen schon auf diese Art und Weise schon Gespräche geführt, deren Inhalte mich verblüfft haben.

Zur Erläuterung: die Nachbarinnen oder Bekannten, von denen ich hier rede, wissen nichts von meiner Besonderheit. Sie halten mich für einen „normalen Mann“. Insofern ist es dann schon verblüffend, wenn einen die Nachbarin plötzlich in Details und Umkleidekalamitäten beim letzten Kleiderkauf einweiht!

Habe Spaß!

Nun hoffe ich, die Anregungen, die ich dir gegeben habe, haben deine Neugier und deinen Spieltrieb geweckt.

Schau hin und probiere aus. Es gibt keine Langweile, bloß Gelegenheiten.

© Jula 2006

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