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Weg mit den Ein- und Zwei-Centmünzen!

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„Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert“, lautet ein altes Sprichwort. Deshalb stand wohl die Abschaffung der Ein-Pfennig-Münze zu DM-Zeiten auch nie zur Diskussion.
Aber nun haben wir den Euro und über die Ein- und Zweicentmünzen möchte ich reden, weil sie ein Ärgernis sind.

Ja, mich ärgern die blöden 1- und 2-Centmünzen. Sie machen mein Portemonnaie dick und rund und schwer.
Sie sind schuld daran daran, dass ich an der Supermarktkasse genervt warten muss, weil der Kassiervorgangs wegen der Suche nach dem Kleinzeug und dem zweimaligen Zählen (durch Kund/in und Kassierer/in) doppelt so lang dauert, wie nötig.

Und es bringt nichts! Niemand wird durch die Existenz der Münzen reich, niemand würde durch ihr Fehlen arm. Nur unsere Zeit wird durch sie geklaut und dem Einzelhandel entstehen unnötige Kosten, die er natürlich an uns Kund/innen weitergibt.

Die Forderung:

Abschaffung des Bargeldverkehrs von 1- und 2-Cent-Münzen! Je schneller, je besser!

Holland, du hast es besser

Seit 2004 wird in den Niederlanden an immer mehr Kassen auf Fünf- Cent-Beträge auf- oder abgerundet – wohlgemerkt nur der Endbetrag. Die einzelnen Artikel kosten weiterhin, was sie vorher auch gekostet haben. Wer also an der Kasse 19.97 Euro zahlen müsste, zahlt nur noch 19.95 Euro, bei 19.98 wird entsprechend auf 20 Euro aufgerundet.
So richtig gemocht hat sie in den Niederlanden eigentlich niemand – zu lästig, zu schwer, zu teuer. Deshalb wurden die Cent-Münzen des niederländischen Gulden vor vielen Jahren schon abgeschafft. Mit der Einführung des Euro tauchte das viele Kupfergeld wieder auf. Und die Niederlande sorgten dafür, dass es wieder verschwand.

„Mehr als 80 Prozent der Kunden waren mit den gerundeten Beträgen zufrieden. Sie waren froh, dass die kleinen Münzen aus ihrem Portemonnaie praktisch verschwunden waren“, berichtet Coby van Houdt von der „Maatschappelijk Overleg Betalingsverkeer“, einem Zusammenschluss aus Banken, Händlern und Konsumentenvereinigungen. Das Kleingeld bleibt natürlich weiter offizielles Zahlungsmittel und die Einzelhändler sind verpflichtet, die Ein- und Zwei-Cent- Münzen anzunehmen. Doch benutzt werden die beiden kleinsten Münzen nicht mehr.

Seit dem 1. September 2004 gilt in der Niederlande ein Gesetz, nach dem die Kassen landesweit die Endbeträge auf 5 Cent ab- oder aufrunden müssen. 1 und 2 Cent-Münzen werden deshalb im Bargeldverkehr nicht mehr gebraucht.
Erst an der Kasse wird auf volle fünf Cent nach oben oder unten gerundet – die Warenpreise selbst bleiben erhalten. Statistisch dürfte dadurch bei mehreren Waren im Einkaufskorb genauso oft nach oben wie nach unten gerundet werden.

und Finnland auch!

In Finnland gibt es bereits seit Mitte 2002 ein „Rundungsgesetz“, das auch für Kartenzahlungen gilt.
Dort haben die kleinen Münzen durch ein Rundungsgesetz praktisch nur noch Sammlerwert. Wer trotzdem einen Glücks-Cent sammeln oder die Brautschuhe mit Ein-Cent- Münzen bezahlen will, darf dies auch in diesen Ländern weiterhin machen. Offizielles Zahlungsmittel bleibt die Ein-Cent-Münze schließlich auch dort.

Gründe/Vorteile

Es handelt sich bei meiner Forderung um etwas, bei dem verblüffenderweise ALLE Beteiligten Vorteile haben.

Kunde

Zunächst das Wichtigste: niemand wird arm!
Heute zahle ich zwei Cent mehr, weil aufgerundet wurde, morgen wird dann eben wieder mal abgerundet“. Mal gewinnt man ein wenig, mal verliert ein wenig, doch insgesamt gleicht sich alles aus. Genau dies bestätigt auch die höhere Mathematik: „Es ist längst wissenschaftlich erwiesen, dass sich beim Runden am Ende die Vor- und Nachteile aufheben – also statistisch niemand drauf zahlt“, sagt van Houdt.

Aber der große Vorteil ist die gewonnene Lebenszeit! Wie oft hast du schon in einer Kassenschlange gestanden und den quälenden Vorgang des Centmünzen-Sortierens beobachtet?! Siehst du!
Besonders alte Leute kommen mit dem Kleinzeug nicht gut zurecht. Nachdem sie es eine Weile probiert haben, geben sie entnervt die Geldbörse der Kassiererin, die dann langsam und sorgfältig den Betrag aus Kleinstmünzen zusammenzählt.
Hilfe, in dieser Zeit könnte ich was anderes machen! Und ein schlankeres Portemonnaie würde der Verzicht ebenfalls bringen!

Einzelhandel

Der Einzelhandel ist im Jahr 2004, als es in Deutschland eine kleine Diskussion um einen Verzicht nach holländischem und finnischem Vorbild gab, der Verhinderer gewesen!
Dafür würde ich ihn jetzt gerne leiden lassen, doch dazu später.

Zunächst seine Argumente

contra

Die Kunden akzeptieren das nicht!
Hubertus Pellengahr, der Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels: „Jede Form von Rundung kann den Konsumenten verunsichern. Das können wir uns in der jetzigen konjunkturellen Situation nicht leisten.“
„Beim Geld hört der Spaß auf, wir lassen uns nicht die kleinen Cent-Münzen wegnehmen“, empörte sich Hubertus Pellengahr. Für den Einzelhandel seien Neun- Cent-Preise ein wichtiges Wettbewerbsinstrument in einem hart umkämpften Markt. Zudem wären Aufrundungen Preiserhöhungen, die vom Kunden nicht akzeptiert würden.

Kundenvertrauen

Der deutsche Einzelhandel wehrt sich vehement gegen eine Rundungsregelung. Das nach der „Teuro-Hysterie gerade er wiedergewonnene Kundenvertrauen darf nicht schon wieder in Mitleidenschaft gezogen werden“, sagte der Geschäftsführer des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels (HDE), Robert Weitz. Nach seinen Worten würden die Verbraucher „Aufrundungen viel stärker registrieren als Abrundungen“.

Kommentar: Offensichtlich halten Herr Weitz und Herr Pellengahr uns Kund/innen in Deutschland für grunddämlich. Beweisen wir Ihnen das Gegenteil.

pro

Andererseits, so räumt der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Lebensmittel, Gerd Härig, ein, sind die ungeraden Cent-Preise auch ein Kostenfaktor. Ihre Abschaffung könnte Kosten senken.

Einnehmen und herausgeben
Für viele Händler sind die kleinen Münzen eine Last. „Wir bekommen zentnerweise Ein- und Zwei-Cent-Münzen“, sagte Michael Mohr, Filialleiter des großen Zeitungsgeschäfts am Frankfurter Bahnhof. „Für die Mitarbeiter wäre die Abschaffung ein Segen.“

Geld zählen
Die Zeit, die die Kassiererin oder der Kassierer damit verbringt, die kleinen Münzen zu zählen, kostet dem Arbeitgeber wahrscheinlich mehr, als die Münzen, die gezählt werden, wert sind!
„Die Abrechnungen am Abend sind aufwändig“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Lebensmittelhandel, Gerd Härig. Er lehne die Idee, auf die kleinsten Cent- Münzen auch in Deutschland zu verzichten, nicht rundweg ab. „In anderen Ländern klappt das auch – siehe die Niederlande. Es ist einen Versuch wert“, meinte Härig.

Geld besorgen
Die Einzelhändler sparen bei dieser Handhabung des Geldes sogar, weil sie deutlich weniger an die Banken zahlen müssen. Die berechnen nämlich für die Rollen mit den kleinen Münzen Gebühren. Nach Angaben des MOB kostete das die Händler pro Jahr 30 Millionen Euro, Kosten die sie natürlich an die Kunden weitergeben mussten.

Einfache Umstellung
Der Aufwand für die Umstellung ist vergleichsweise gering. An jeder Kasse steht ein kleines Hinweisschild, das die Kunden auf die Rundung der Beträge hinweist. Die Software der elektronischen Kassen wird so verändert, so dass sie automatisch den Endbetrag ab- oder aufrunden und dies auf dem Bon auch ausweisen. Fertig!

Staat

Münzherstellung

Während die kleinen Münzen für Verbraucher in der Regel nur lästig sind, bedeuten sie für den Bund Kosten. Nicht zuletzt durch die gestiegenen Stahlpreise – der Kern der Kupfermünzen besteht aus Stahl – übersteigen die Herstellungskosten der kleinsten Münzen den Nennwert deutlich. Ein Überschuss, der bei größeren Münzen in die Kasse des Bundes fließt, lässt sich damit nicht erwirtschaften.

Geldtransporte

Münzen müssen transportiert werden. Dazu muss man sie verpacken, zählen, die Pakete zusammenstellen und natürlich auch in Autos durch die Republik kutschen.
Bei Knappheit müssen Münzen aus dem Ausland herangeschafft werden. Es gab solche Transporte aus z.B. Österreich.
Die Deutsche Bundesbank hat sogar schon mal eine Erklärung herausgegeben, sie könne möglicherweise bald nicht mehr alle Münz- Wünsche der Handelsketten erfüllen. Sie bat die Verbraucher deshalb, gehortete Münzen wieder auszugeben und appellierte an Händler, auch größere Mengen Kupfergeld anzunehmen. Außerdem wurden seit März 2003 rund 3,5 Milliarden neue Münzen in Auftrag gegeben.

Das sind alles vermeidbare Kosten!

Wie es ohne geht

Der Staat muss handeln
Die Bundesregierung kann ohne die Zustimmung aller Regierungen der Euro-Zone einzelne Münzstückelungen nicht abschaffen, wohl aber könnte sie über eine Preisregelung den Bedarf nach Kleingeld steuern.
Das Mittel, mit dem so etwas funktioniert, heißt „Rundungsgesetz“.

Die Rundung erfolgt bei der Rechnungszahlung auf nächste durch 5 teilbare Zahl.
Kostet also etwas 1,98, dann zahlt man 2 €.
Kostet es 1,97, dann zahlt man 1,95.

Im Laden kauft man meist mehrere Sachen, da summieren sich die 99-Cent-Preise zu ungeraden Summen, vielleicht auch zu geraden.

Das Finanzministerium sieht derzeit allerdings keinen Handlungsbedarf. „Nur wenn von den Hauptakteuren – vor allem vom Einzelhandel – der Wunsch an uns herangetragen würde, würden wir das prüfen“, sagte Ministeriumssprecher Stefan Giffeler.
Die Bundesbank hat über die Münzen zwar nicht zu entscheiden, ist aber als Verantwortliche für die Bargeldversorgung ein wichtiger Ratgeber des Finanzministeriums.
Die Diskussion entfacht hatte der Zentralbereichsleiter Bargeld bei der Bundesbank, Wolfgang Söffner. Dem „Handelsblatt“ gegenüber hatte er erklärt, die Zentralbank stehe einer Rundungsregel für die Preise im Einzelhandel aufgeschlossen gegenüber. Die kleinen Münzen seien in der Herstellung wegen ihres Stahlkerns teurer als ihr Nennwert, besonders nachdem der Stahlpreis deutlich gestiegen sei.

Aktivitäten

Weil der Staat handeln müsste, derzeit aber nichts tut, hilft nur Druck von der Basis. Wenn nur genügend Menschen handeln, dann kann sich etwas ändern.

Aktion!

Vielleicht werden die Entscheider nachdenklich, wenn die Kosten für die kleinen Münzen steigen, weil sie ständig knapp sind!

Leute sammelt Ein- und Zwei-Centmünzen! Auch dann, wenn ihr nicht auf Brautschuhe spart! Ihr könnt sie auch wegwerfen, aber das hat so etwas Verschwenderisches und bringt bloß etwas, wenn ihr sie so wegwerft, dass sie keiner findet und wieder in den Kreislauf zurückbringt.
Stellt euch ein Glas daheim hin und sammelt die kleinen Mistdinger. Wenn das nur genügend Leute machen und auch klar ist, dass es darum geht, die Abschaffung des Kleinzeugs zu betreiben, dann werden beim Handel die Beschaffungskosten und beim Bund die Herstellungskosten für die Kleinstmünzen nach oben gehen … und dann ändern sich Einstellungen.

Auch die Händler könnten etwas tun, es uns Kunden einfacher zu machen.
Stellt „Gib-und-nimm-Teller“ an den Kassen auf! Die enthalten 1- und 2-Centmünzen und wer welche zahlen muss, der nimmt sie von dort und wer welche bekommt, der legt sie dort hinein. Keine Wühlerei im Geldbeutel mehr. In einem Centerpark (holländisches Unternehmen) in Deutschland habe ich das schon gesehen und dort funktionierte es wunderbar. Warum nicht auch in deinem Supermarkt?

Tut etwas gegen den Unsinn! Fangt an die Kleinstmünzen zu sammeln und animiert andere dazu es auch zu tun!

© Jula 2007

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