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Feedback

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Feedbackschleife

Der Zauberspiegel der Königin – weshalb Feedback so wichtig ist
Feedback ist ein Zauberspiegel, Es ist die beste Möglichkeit, zu lernen und besser zu werden.

Spieglein, Spieglein …

Wenn ich wissen will, wie ich aussehe, dann schaue ich in einen Spiegel.

Es gibt jedoch ein Problem mit normalen Spiegeln. Sie bilden zwar genau das ab, was vor ihnen steht, aber die Betrachterin bin ich selbst. Das Spiegelbild sehe ich nicht objektiv, sondern eben mit meinen Augen.

Viele Trannies schaffen es, wenn sie sich gestylt vor den Spiegel stellen, eine wunderschöne Frau zu sehen. Das ist toll für sie. Aber was sehen die anderen Menschen?

Mein Spiegel beantwortet mir leider nicht die Fragen, die mir so wichtig sind. „Ist mein Makeup unauffällig feminin?“ „Passt die Bluse mit dem Rock zusammen?“ und vor allem „Werden mich die Leute da draußen für eine Frau halten?“

Wenn ich das wissen möchte, dann müsste ich den Zauberspiegel der Königin aus dem Märchen Schneewittchen haben, der mir auf all das ehrliche Antworten geben würde.

„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ fragt die Königin ihren Zauberspiegel.

Und der hat der Königin auf diese Frage geantwortet. Allerdings nicht ganz so wie sich die Königin es gewünscht hätte („…aber Schneewittchen hinter den sieben Bergen ist tausend Mal schöner als ihr!.“)

Wenn ich wirklich erfahren will, wie andere mich sehen, wie ich auf andere Menschen wirke, dann müsste ich diesen Zauberspiegel haben.
Leider gibt es den nur im Märchen. Hier gibt es nur die normalen stummen Spiegel.

Und es gibt Feedback! Feedback ist viel besser als mein normaler Spiegel. Im Grunde genommen ist Feedback genau wie der Zauberspiegel der bösen Königin bei Schneewittchen!

Was Feedback ist

Feedback bedeutet übersetzt nichts anderes als Rückmeldung.

Es ist

  • eine Rückmeldung
  • über ein bestimmtes Verhalten
  • in einer bestimmten Situation oder einem bestimmten Kontext
  • über das Erleben bzw. die Wahrnehmung des Feedback-Gebers

Mit anderen Worten: Feedback ist die Information des Empfängers einer kommunikativen Botschaft an deren Sender. In dieser teilt der Empfänger mit, was er empfangen hat und wie das auf ihn gewirkt hat.
Was ich gerade etwas technisch erklärt habe ist eines der stärksten Instrumente, das uns Menschen zur Verfügung steht, um unser Verhalten und damit unsere Wirkung auf andere Menschen zu überprüfen und zu optimieren.

Weshalb Feedback wichtig ist

Ausgangspunkt der Wichtigkeit von Feedback ist die Subjektivität aller menschlichen Wahrnehmung. Wie schon an anderer Stelle (s. Kugelartikel) erläutert, sind wir keine Maschine, die von ihrer Umwelt Messdaten empfängt, sondern was uns unsere Sinne vermitteln, unterliegt diversen Prozessen an deren Ende jeweils eine subjektive, gefilterte Interpretation des Wahrgenommenen steht.

Besonders wichtig ist das, wenn es um die Frage geht, wie wir selbst von anderen wahrgenommen werden und auf diese wirken. Gerade was unsere Selbstwahrnehmung betrifft sind wir leider besonders gehandicapt. Wir können uns nun mal nicht mit den Augen einer anderen Person sehen, sondern nur mit unseren eigenen. Und da ist der Blick vielfältig getrübt. Unsere Wünsche und Ängste sind die Hauptursachen dafür, dass wir uns nicht so sehen können, wie uns andere sehen.

Das ist schade, denn häufig stellen wir fest, dass die Menschen um uns herum uns ganz anders sehen, als wir uns das wünschen. Zwischen dem Selbstbild und dem Fremdbild liegen manchmal Welten.

Insofern ist Feedback für alle Menschen eine wichtige Informationsquelle, wenn sie wissen wollen, wie sie bei anderen Menschen ankommen.

Für uns Transgender gilt das in noch größerem Maße. Jedenfalls dann, wenn uns die Meinung anderer Menschen über uns nicht egal ist.
Üblicherweise haben Menschen wenig Zweifel, wie sie gesehen werden. Zumindest haben sie keine Zweifel, ob ihre Mitmenschen gerade einen Mann oder eine Frau sehen.

Und wenn doch jemand Zweifel an ihrer Geschlechtsidentität hat, dann haben sie das Recht, eingeschnappt und beleidigt zu reagieren. Ihre Identität kann ihnen auch dann nicht genommen werden, wenn das Äußere Anlass zu Zweifeln gegeben hat. Der Fehler liegt eindeutig beim Empfänger, der fehlinterpretiert hat, aber nicht beim Sender, der das Recht hat so zu sein, wie er mag.

Bei uns Transgendern ist das anders. Wir überschreiten die Grenzen, die uns unsere Genetik setzt. Wir verhalten uns anders, als von uns erwartet wird und (das macht es besonders schwierig) anders als wir es von klein auf gelernt haben.

Wenn ich in weiblicher Version unterwegs bin, dann bin ich mir meiner Wirkung auf die anderen Menschen nie sicher. Denn ich bin dadurch geprägt, dass ich im „Normalfall“ immer als Mann gesehen werde. Wenn ich ungestylt unterwegs bin, dann kommt niemand auf die Idee, mich für eine Frau zu halten. Dementsprechend bin ich in gestylter Version sehr unsicher, ob meine kosmetischen und bekleidungstechnischen Maßnahmen den gewünschten Erfolg hatten.

Zwar wünsche ich mir, wie eine Frau zu wirken, doch stimmt das auch?

Was Feedback leisten kann

An dieser Stelle kommt der Zauberspiegel zum Einsatz. Weil Feedback die eigene Wirkung auf andere widerspiegelt, ermöglicht es einen Vergleich zwischen Selbst- und Fremdbild.

Die ehrliche Rückmeldung anderer gibt mir Aufschluss darüber, wie erfolgrreich meine Bemühungen wirklich waren. Durch das Feedback erfahre ich, was andere Menschen sehen! Sie helfen mir zu erkennen, wo ich gut bin und wo nicht, was ich richtig mache und was ich falsch mache.

Die Rückmeldung anderer hilft, das eigene Verhalten zu reflektieren und zu verändern.
Ich kann besser werden, wenn ich das will.

Aus diesem Grund habe ich meine Freundinnen gebeten, mir Rückmeldung zu geben, wenn ihnen etwas auffällt. Sie sollen mir sagen, wenn ich aus Ihrer Sicht etwas falsch oder ungewöhnlich tue, aber natürlich gerne auch, wenn ich als Frau gerade gut und überzeugend bin.

Grenzen des Feedback

Wahrscheinlich ist es unnötig, aber sicherheitshalber möchte ich betonen, dass Feedback bestimmte Grenzen hat.
Was dir ein Feedbackgeber sagt, ist nicht die objektive Wahrheit, sondern bloß seine eigene, subjektive Wahrnehmung. Nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.

Wenn dir also z.B. jemand sagt, dass er dich sehr feminin findet, dann heißt das nicht, dass du auf jeden Fall und auf alle anderen Menschen feminin wirkst. Es heißt lediglich, dass du in dieser konkreten Situation und für diesen konkreten Menschen so wirkst.
Aber immerhin: er findet dich feminin! Das ist doch schon mal was.

Natürlich musst du nicht alles annehmen oder gar umsetzen, was dir andere sagen. Ob du ein Feedback für dich nutzt, das kannst du selbst entscheiden.

Es gibt zerstörerisches Feedback. Das ist solches, dass dir nicht hilft dich zu entwickeln, sondern dich gänzlich in Frage stellt.

Wenn dir jemand z.B. sagt, dass du als Frau unmöglich aussiehst und es gefälligst lassen sollst, das zu tun, dann ist das nicht hilfreich. Wenn du solche Rückmeldungen bekommst, dann kann es an dir liegen, es kann aber auch sein, dass du gar nichts dafür kannst. Ursache der schlimmen Rückmeldung musst nämlich gar nicht unbedingt du sein … es kann ebenso der andere sein!

Feedback, das dir nicht hilft, lässt du einfach seitlich liegen. Du tust, was du tun musst und die Rückmeldung hilft dir dabei besser zu werden.
Vernünftigerweise setzt du Feedback zielgerichtet für die Dinge ein, die du ändern kannst. Du kannst weder deine grundlegenden Charaktereigenschaften ändern noch z.B. die Eckpunkte deines Aussehens. Also ist es Unfug, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob es wirklich sein muss, dass du als Frau raus gehst oder wie es wäre, wenn du 20 cm kleiner wärst. Beide Punkte sind wie sie sind.

Aber du kannst dir deiner Wirkung bewusster sein und an den Punkten arbeiten, die veränderbar sind: Körperhaltung, Kleidung, Makeup, Frisur, Sprechweise und vieles andere mehr.

Allerdings schadet auch hier Übertreibung! Wenn mir jemand ständig alles sagen würde, was an mir gerade für eine Frau nicht perfekt ist, dann würde ich wohl keinen Schritt mehr vor die Tür wagen. So sehr es mir hilft, wenn ich kleine Hinweise bekomme, die ich direkt umsetzen kann („halt dich gerade!“ „Mach doch nicht so große Schritte!“ sind Klassiker!), so zerstörend kann es sein, wenn mir zur Unzeit zu viele Zweifel beschert werden („Du, ich glaube, die starren dich alle an!“).

Feedback ist manchmal eine bittere Pille

Wie der letzte Satz zeigt, ist es manchmal echt hart, eine Rückmeldung zu bekommen. Eigentlich ist es immer hart, wenn man erfährt, dass man weniger gut/weiblich/unauffällig ist, als man sich das gewünscht hätte.

Positive Rückmeldungen gehen natürlich runter wie Öl und machen uns froh. Doch kritische Hinweise sind (so nützlich sie sein mögen) immer etwas, dem man sich erst mal stellen muss. Es ist zweifellos der leichtere Weg, sich einzubilden man sei klasse und den Rest der Welt auszublenden. Doch wenn man das nicht kann und ernsthaft besser werden möchte, dann muss man die Kritik nutzen.
Wer mich kritisiert, ist mein Lehrer!

Regeln

Gerade weil Feedback ebenso verletzend sein kann, wie hilfreich, ist es notwendig, dass dieses Instrument vorsichtig eingesetzt wird.
Feedback braucht Regeln, damit es wirklich gut und nicht zerstörerisch ist.

Generell gilt, dass Feedback um so verlässlicher ist, je näher es an konkreten Beobachtungen ist.

Die Aussage „Deine Haut wirkt sehr feinporig“ ist (unter dem Gesichtspunkt der Vertrauenswürdigkeit) besser als „das Makeup ist unauffällig“ oder gar „du bist schön“. Denn je mehr Interpretation und Wertung in einer Aussage steckt, um so unwahrscheinlicher ist, dass sie ein anderer genau so treffen würde. Ein roter Pickel ist (fast) immer ein roter Pickel, aber ob er auffällt oder hässlich ist, darüber kann man leicht verschiedener Meinung sein.

Regeln für konstruktives, hilfreiches Feedback

  • eher beschreibend als bewertend
  • eher konkret als allgemein
  • eher wertschätzend als rechthaberisch
  • eher verhaltensbezogen als charakterbezogen
  • eher unmittelbar als zeitverzögert
  • eher situativ als generalisiert
  • eher klar und pointiert als verklausuliert und vage

So sollte es idealerweise sein, aber du kannst den Leuten, die dir eine Rückmeldung geben, üblicherweise nicht erst einen Kurs „richtiges Feedbackgeben“ verpassen. Du musst nehmen, was du kriegst. Häufig entspricht das nicht den genannten Kriterien. Aber selbst technisch unzureichendes Feedback ist besser als gar keines.

Regeln für Empfänger von Feedback

  • Zuhören
  • nachfragen und klären
  • nicht rechtfertigen, verteidigen

Diese Regeln sind eigentlich trivial, aber es ist (jedenfalls für mich) sehr schwer, sie einzuhalten.
Zuhören. Okay, das geht noch.
Nachfragen und klären ist schon schwerer, besonders dann, wenn jemand etwas tendenziell kritisches sagt.

Beispiel: Dein Gegenüber sagt „Ich finde deine Körperhaltung sehr männlich“ Da schluckt man ein wenig, wenn man sich eigentlich gerade weiblich fühlt. Doch wenn man etwas verbessern will, dann muss man nachhaken. Welches konkrete Verhalten sorgt für den Eindruck? Sind es die breiten Schultern? Oder ist es die Art wie man den Kopf hält? Nachfragen ist hier wichtig.

Und das Schwerste ist, sich nicht zu rechtfertigen! Es geht nicht darum, dem anderen seine Wahrnehmung wegzureden, sondern darum aus ihr zu lernen! Wenn du anfängst zu argumentieren, dann beraubst du dich der Chance zu lernen.

Weshalb man für Feedback dankbar sein sollte

Feedback ist ein Ausdruck persönlicher Wertschätzung.
Andere nehmen sich Zeit, sich mit deinen Verhaltens- und Wirkungsweisen auseinanderzusetzen.
Sie geben dir dadurch die Möglichkeit die persönlich weiterzuentwickeln.
Feedback ist die beste Möglichkeit, zu lernen und besser zu werden.

Also: wenn ihr kompetentere Frauen werden wollt, dann nutzt nicht nur den Schminkspiegel, sondern auch den Zauberspiegel! Bittet andere Menschen (am besten solche, deren Urteil ihr vertraut!) um Feedback.

Hinweis

Mehr zu dieser Thematik: Metabild
© Jula 2008

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