Ich bin kein Mann ich sehe nur so aus
Bin ich eine Frau mit einem gewaltigen Genschaden? Oder doch eher ein Mann mit einem gewaltigen Dachschaden? Oder einfach bloß ein Mensch mit einem Körper und einer Psyche, die nicht zusammenpassen wollen?
Ich bin mein Körper?!
Was macht nach üblicher Anschauung einen Mann zum Mann und eine Frau zur Frau? Nach der allgemeinen Anschauung ist es der Körper. Er definiert üblicherweise das soziale Geschlecht für andere und in den meisten Fällen auch für die jeweiligen Menschen. Sie nehmen Ihren männlichen oder weiblichen Körper wahr und definieren sich entsprechend als Mann oder Frau.
Der Körper definiert Geschlecht und daraus folgt scheinbar zwangsläufig alles Weitere:
Nach den gängigen Theorien zur Persönlichkeits-/Identitätsbildung hängt die Identität von der Wahrnehmung des eigenen Körpers ab. Dieser bestimmt wer oder was man ist. Man entdeckt sich als Kind in Unterschieden und Gemeinsamkeiten zu seinen Eltern, und anderen Kindern. So entwickelt man eine zu seinem Körper passende Identität. Man versteht sich als Junge oder Mädchen und wächst zu Mann oder Frau heran, ohne daranzu zweifeln, dass der Körper uns zu dem macht, was wir sind.
Bei mir ist nun etwas passiert, was nach den skizzierten Theorien eigentlich gar nicht passieren kann. Ich habe meinen Körper nicht als Basis meiner Identitätsentwicklung genommen. Das habe ich als Kind zwar probiert, aber es hat eben nicht geklappt. Ich habe unabhängig von meinem Körper einen inneren Plan davon gehabt, wer ich eigentlich sein sollte, nämlich ein Mädchen bzw eine Frau. Natürlich war mir immer klar, dass ich einen männlichen Körper habe. Ich konnte diese Gegebenheit aber nie als selbstverständlich nehmen, sondern fand diesen Umstand immer falsch. Und daran konnte ich auch mit heftigsten Bemühungen nichts ändern.
Zur Erläuterung muss ich wohl sagen, dass ich ein ziemlich normenorientierter Mensch bin. Ich bin gerne brav und mache gerne alles richtig. Deshalb wollte ich auch lange Zeit so sein, wie ich das wegen meines Körpers wohl sein musste. Es hat mir viel Zeit und Kraft gekostet, bis ich diese Bemühungen schließlich als gescheitert aufgeben musste und anerkannt habe, dass ich nunmal nichts daran ändern kann,dass ich meinen Körper falsch finde.
Meinen männlichen Körper habe ich noch nie als selbstverständlich genommen. Aber ich habe mich sehr lange Zeit von den Fakten, die er nun mal schafft, einschüchtern lassen. Das führte dazu, dass ich glaubte, mein Geist sei irgendwie falsch und ich müsse mich dazu bringen, so zu denken, wie das mein Körper impliziert.
Dass das Schicksal so fies war, mir diesen 190 cm hohen und 90 Kilogramm schweren Männerkörper zu verpassen, macht mich manchmal rasend, manchmal verzweifelt und manchmal traurig. Die meiste Zeit nehme ich es jedoch schicksalsergeben hin und versuche, mich mit den Realitäten, die ich nicht ändern kann, so gut es eben geht zu arrangieren.
Dabei kann ich vernünftigerweise nicht sauer sein, denn der Körper ist im Prinzip nicht schlecht. Er ist robust und leistungsfähig. Groß sein und Mann sein sind gesellschaftlich Vorzüge. Mein Körper ist keine Hochleistungsmaschine. Für sportliche Erfolge ist er nicht beweglich genug, nicht schnell und stark genug. Doch er hat auch keine großen Macken. Da sind keine schlimmen Krankheiten oder Gebrechen, die mich einschränken würden. Ich bin mir sicher, dass viele Menschen froh wären, wenn sie das über ihren Körper sagen könnten. Wirklich. Für einen Männerkörper ist er nicht schlecht.
Das einzige, was ich also gegen meinen Körper sagen kann ist, dass er halt nicht zu mir passt. Eine Stimme tief in mir drin sagt, er sollte anders sein, weiblich. Und diese Stimme macht alles anders. Dieser Körper, der für einen Mann Grund zu Stolz und Selbstvertrauen sein sollte, ist für mich eine Quelle der Scham. Er ist riesig und kantig und unbeholfen. Er produziert Haare, wo keine sein sollten und lässt sie ausbleiben, wo sie wachsen sollten. Wenn Frauen sich kritisch im Spiegel betrachten und Problemzonen diagnostizieren, dann kann ich nur abwinken. Mein Körper hat keine Problemzonen, sondern er ist insgesamt eine Problemzone.
Man sollte eigentlich meinen, dass ich mich in all den Jahren an meinen Körper gewöhnt hätte, Doch das ist nicht der Fall. Ich bin und bleibe ein Bewegungsgünter. In räumlicher Enge stoße ich dauernd an. Kellerräume, Toilettenkabinen, Eisenbahnwaggons, Kinositzreihen … Meine Umwelterfahrungen sind von blauen Flecken und andern Blessuren geprägt. Die Ausmaße und die Trägheit meines Körpers machen mich immer wieder ratlos. Okay, vielleicht habe ich einfach kein Bewegungstalent. Aber selbst da stellt sich mir die Frage, ob diese Minderleistung nicht tiefere Ursachen hat.
Manchmal ist mein Körper schwer erträglich. Z.B. wenn ich in einer Gruppe stehe und alle anderen überrage. Dann fühle ich mich viel, viel zu groß, unsagbar plump und hässlich und ich weiß, dass mein Körper auch mit hundert Operationen nicht so werden könnte, wie er nach meinem inneren Plan eigentlich sein sollte.
Der trotzige Satz „Ich bin kein Mann, ich sehe bloß so aus!“ ist eine gute Beschreibung meiner Situation. Mein Körper ist unzweifelhaft männlich. Aber bedeutet das zwangsläufig, dass ich auch den Rest mit allen Inhabern männlicher Körper teilen muss? Bestimmt das Y-Chromosom in meinen Zellen komplett, was ich bin, obwohl es nur einen winzigen Prozentanteil meines Chromosomensatzes ausmacht und selbst zum größten Teil nichts anderes ist, als ein unvollständiges X? Es hat zwar dafür gesorgt, dass mein Körper so ist, wie er ist. Aber bei der Entwicklung der Grundzüge meines Selbstverständnisses hat es wohl gerade Pause gemacht.
Was mich prägt und aus meinem Inneren, meiner Identität kommt, sind meine Bedürfnisse. Tückisch ist nun, dass wir gewohnt sind, die Ursache von Bedürfnissen in der Physiologie zu suchen. Frauen und Männer sind danach unterschiedlich und haben unterschiedliche Bedürfnisse, weil ihre Körper unterschiedlich sind. Angefangen von den Geschlechtsorganen über den Hormonstatus bis hin zur allgemeinen Statur des Körpers werden alle spezifischen Bedürfnisse auf physiologische Unterschiede zurückgeführt. Damit wird der Körper zur finalen Begründung für die Geschlechtsunterschiede und auch zur Rechtfertigung für spezifische Bedürfnisse und Vorlieben.
Der Sachbuchmarkt voll von Büchern, die genau an dieser Stelle ansetzen und in trivialisierender Form geschlechtsspezifisch unterschiedliche Präferenzen auf körperliche Ursachen zurückführen. In weiten Teilen mag es sogar richtig sein, dass unser Verhalten und unsere Wünsche körperlich geprägt sind. Doch eben bloß „in weiten Teilen“ und nicht vollständig.
Schon die Existenz des Phänomens der Homosexualität sollte als Beleg hinreichend sein, dass es noch einen unerklärten Rest gibt. Bedürfnisse, die ganz tief in uns stecken, aber keinerlei erkennbare physiologische Ursache haben. Es gibt nach aktuellem Stand der Wissenschaft keinerlei körperliche Unterschiede zwischen homo- und heterosexuellen Menschen. Trotzdem haben sie unterschiedliche Bedürfnisse, die sie nicht verleugnen können. Ebenso ist es mit meiner Transidentität. Sie führt bei mir zu Bedürfnissen, die ich nicht verleugnen kann. Und ich habe für sie keinerlei körperliche Rechtfertigung. So wie der Schwule nicht über seinen Körper rechtfertigen kann, warum er auf Männer steht, kann ich nicht Besonderheiten meines Körpers anführen, warum ich weiblich gesehen werden will.
Auswirkungen auf mich selbst
Dieser Widerspruch von Körper und nicht zu ihm passenden Bedürfnissen ist zunächst für mich selbst ein Problem. Ich kann echt nicht fassen, wieso ich mich als Frau sehe, obwohl ich diesen männlichen Körper habe.
Die Frau in mir findet es mindestens ebenso irritierend wie andere Menschen, wenn sie sich selbst betrachtet und den großen, breitschultrigen Mann sieht, der im Laden am Ständer mit den schulterfreien Sommerkleidchen mit verzweifelter Hoffnung die Größen abschätzt. Wieso will der sowas anziehen? Es passt nicht zu ihm!
Wenn ich mich wie eine fremde Person betrachte, dann finde ich meine in Widerspruch zum Körper und den daraus abgeleiteten Erwartungen stehenden Bedürfnisse selbst abstrus. Wenn ich aber wieder zu mir zurückkehre, dann spüre ich, dass ich ungeachtet meines Körpers eben so bin. Dass meine Bedürfnisse an dieser Stelle auf die körperlichen Gegebenheiten pfeifen und in offenen Widerspruch zu ihm gehen.
Wie kann ich weibliche Interessen bzw. ein weibliches Selbstbild haben, wenn doch der Körper das in keiner Weise stützt, sondern sogar negiert? Die gängigen Theorien zur Identität und ihrer Entstehung gehen davon aus, dass diese in Kongruenz zu dem Körper entsteht. Man erkennt sich, insbesondere durch seinen Körper, identifiziert sich mit ihm und baut dann darauf alles Weitere auf. Dass der Körper als fremd oder zumindest unpassend/falsch erlebt wird, kommt nach diesen Theorien nicht vor bzw. sie können es nicht erklären.
Lange Zeit war ich selber dieser Meinung und zweifelte an meinem Verstand. Wie konnte ich Wünsche haben, die für meinen Körper so offensichtlich unangemessen waren. Inzwischen halte ich mich nicht mehr für irre. Aber der Konflikt zu meinem Körper bleibt.
Mein Körper bringt mich dazu, dass ich meine eigenen Wünsche und Empfindungen als unpassend empfinde. Dadurch komme ich in einen Zwiespalt in mir selbst, eine innere Zerrissenheit. Mein Moralsystem (mit dem starken Wunsch unauffällig zu sein) teilt mir mit, dass meine Wünsche für einen Mann unangemessen und falsch sind. Ein Mann ärgert sich nicht über Bartwuchs im Gesicht und an den Armen, er hadert nicht mit der Länge seiner Gliedmaßen, er wünscht sich nicht „hübsch“ sein zu können.
Diese Diskrepanz ist umso schwerer zu beschreiben, weil Menschen sie üblicherweise nicht haben. Es ist, als wenn man ein Gebäude betrachtet, dass schön, stabil und funktional ist. Und bloß ein einziger Mensch weiß, dass es falsch ist. Das ist der Architekt, auf dessen Plan es anders aussieht. Ich bin wie ein Bauleiter, der als einziger die Blaupause auf dem Tisch liegen hat und sieht, dass das Gebäude, das alle gut und richtig finden, falsch ist, weil es nicht dem Plan entspricht. Mein Körper entspricht nicht dem inneren Plan. Dabei weiß ich nicht mal, wer den Plan gemacht hat. Er ist einfach da, genau wie der Körper und die beiden passen nicht zusammen.
„Du bist dein Körper!“
Ach, wirklich?
Natürlich verwirrt mein Körper andere, wenn ich als Frau in der Öffentlichkeit bin. Er verwirrt doch auch mich selbst.
Mein Körper ist auf eine perfide Weise falsch. Das ist deshalb für mich richtig schlimm, weil diese Falschheit unsichtbar ist. Alles wirkt so richtig, alles funktioniert. Körpergröße, Figur, Aussehen, einfach alles passt für einen Mann. Es gibt überhaupt keine äußerlichen Indizien für eine irgendwo vorhandene Weiblichkeit. Weder kann ich auf eine zarte Figur, eine feminine Stimme noch auf ein weiblich-sanftes Wesen hinweisen, um einen Beleg für meine Besonderheit zu haben. Ich habe keine Beweise. Ich kann bloß behaupten.
Dass ich selber jahrzehntelang mein Umfeld aktiv belogen und den Anschein erweckt habe, alles wäre wirklich so, wie es aussieht, macht den Ärger komplett. Ich bin selber mitschuldig und kann anderen nicht die Schuld dafür geben, denn sie haben doch nur gesehen, was zu sehen war und was ich sie sehen lassen wollte. So habe ich im Nachhinein meinen Erfolg in dieser Sache zu meiner eigenen Niederlage gemacht.
Das Bild, das andere Menschen von mir haben, und daraus wiederum folgend deren Erwartungen an mich, entstehen auf Basis der diesen Menschen verfügbaren Informationen: Und diese beruhen zum weit überwiegenden Teil auf nonverbalen Signalen, insbesondere meinem Aussehen. Diese Informationen gelten sogar als besonders vertrauenswürdig, weil der Körper und die Körpersprache angeblich nicht lügen. Seinen Augen kann man üblicherweise nicht nur trauen, sondern man tut das auch unmittelbar und intuitiv.
Was mich an meinem Körper stört ist nicht allein, dass er so groß und so geformt ist, wie er ist. Was mich vor Allem stört ist, dass er die falschen kommunikativen Signale aussendet. Er schreit dauernd „Mann“, wo er doch bloß mal die Klappe halten sollte. Durch seine nonverbale Präsenz diskreditiert er mein Inneres. Er setzt die Maßstäbe, an denen ich gemessen werde. „Du bist doch ein Mann, also …!“ Aber ich bin kein Mann! Ich sehe bloß so aus.
Im Bereich des Geschlechtes werden Menschen ausschließlich durch ihren Körper definiert. Dabei ist das bei anderen Merkmalen anders. Unsere soziale Stellung wird z.B. viel mehr durch Geld und Wohlstand definiert, als durch den Körper. Bloß beim Geschlecht scheint der Körper „alles“ zu sein. Ein männlicher Körper ist eben nicht bloß ein männlicher Körper. Der Körper definiert das Gender. Er macht mich auch sozial zum Mann.
Wenn es Menschen wie mich nicht gäbe, dann würde das sogar ausnahmslos stimmen. Aber Menschen wie ich, bei denen die Identität nicht zum Körper passt, sind der Beleg, dass die Gleichung Körper = Geschlecht eben nicht immer aufgeht. Und die Frage „Wer ist ein Mann?“ differenzierter gesehen werden muss.
Bei genauer Betrachtung bin ich selbst ein Opfer des Kurzschlusses, den ich gerade angeprangert habe. Woher weiß ich überhaupt, dass ich ein Mann bin? Von meinem Körper? Er wird von anderen Menschen und auch von mir selbst so wahrgenommen und kategorisiert. Die Unterscheidung zwischen „männlicher Körper“ und „Mann“ ist schon sehr spitzfindig. Lange Zeit habe ich sie nicht vornehmen können. Weil ich diesen Körper habe, habe ich mich als Mann verstanden und tue es zum Teil immer noch. Und aus dem Mannsein folgen dann weitere Anforderungen, die so direkt gar nicht mehr dem männlichen Körper zuzurechnen sind. Aber mit ihm fängt nun mal alles an.
Erwartungen und Verpflichtungen
Wesentlicher Teil meines Ärgers ist, dass mir mein Körper Erwartungen und Verpflichtungen auferlegt, die mit meinem Selbstverständnis nicht zusammenpassen.
Mein Aussehen weckt bei anderen Menschen Erwartungen an mich und mein Verhalten, von denen viele richtig sind, aber einige wegen meiner Identität aber auch grundfalsch. Wenn ich diesen Erwartungen trotzdem entspreche, dann muss ich mich ein Stück weit selbst verleugnen, was mich nervt. Oder ich enttäusche die Erwartungen und provoziere damit einen Konflikt, zumindest aber Erklärungsbedarfe.
Mein Körper ist schuld daran, dass ich von allen Menschen als Mann gesehen werde. Sogar dann, wenn ich mir die größte Mühe gebe, als Frau gesehen zu werden. Die anderen Menschen definieren mich über meinen Körper. Wenn ich in männlicher Version unterwegs bin sowieso. Vermutlich jedoch sogar dann, wenn ich in weiblicher Version unterwegs bin und auch als Frau gesehen werden will. Dann schaffe ich es zumindest, dass ich weiblich angesprochen und behandelt werde. Aber wie weit reicht das? Durch die Offensichtlichkeit meines Körpers wirkt meine gefühlte und gelebte Weiblichkeit wie eine Geistesverwirrung. Eben wie ein Leugnen des Offensichtlichen, eine Verneinung meiner Natur.
Mein Körper lügt!
Kennt ihr die Disney-Geschichte „Die Schöne und das Biest“? Diese Geschichte hat für mich etwas Besonderes, denn ich kann mich mit beiden Hauptfiguren ziemlich gut identifizieren. Ich bin beide: die Schöne und das Biest. Blöd ist halt, dass meine Mitmenschen bloß das Biest sehen. Es ist nämlich so groß und auffällig, dass die Schöne dahinter unsichtbar bleiben muss.
Der Körper ist eine permanente und penetrante kommunikative Botschaft an meine Mitmenschen. Für sie bin ich und das was man von mir sozial erwartet, fast ausschließlich durch meine körperliche Erscheinung geprägt. Mein Körper vermittelt etwas über mich. Und das so intensiv und unmittelbar, dass ich mit sprachlichen Mitteln dagegen praktisch nicht ankomme. Da kann ich reden, was ich will, mich verhalten, wie ich will, und für manche kann ich mich sogar stylen, wie ich will. Trotzdem sagen sie, ich sei „in Wirklichkeit“ ein Mann.
Der Körper ist der limitierende Faktor für meine Versuche, meinem Inneren Ausdruck zu verleihen. Ich fühle mich von ihm im Stich gelassen, weil er mir verweigert, wonach ich mich so sehr sehne. Er gibt mich der Gefahr der Lächerlichkeit, auf jeden Fall aber der Aufmerksamkeit preis. Das macht er natürlich nicht willentlich, aber im Ergebnis macht das keinen Unterschied.
Andererseits gibt es aber auch Menschen, die mich – ohne es böse zu meinen – unverdrossen weiter als Mann anreden, selbst wenn ich ihnen geschminkt und im Rock gegenüberstehe. Dass ich mich jenseits meines Körpers als sehr feminin empfinde, mögen sie zwar wissen, aber es ist ihnen im Weiteren egal. Sie wollen mir sicher nicht wehtun – aber sie tun es. Sie kratzen genau an der Stelle meiner Wunde, an der es am wehesten tut.
Diese penetrante Identifizierei als Mann mag für die anderen einfach nur bequem sein oder auch Gedankenlosigkeit. Für mich ist sie ein Signal, dass sie meinem Körper mehr glauben, als meinen Worten. Bei der Entscheidung, ob ich Frau mit Genschaden oder Mann mit Dachschaden bin, sind sie auf der „Mann mit Dachschaden“-Seite. Sie mögen mich deshalb nicht weniger und sie akzeptieren mich, aber sie werden zu Komplizen oder Opfern meines Körpers, dem ich das wiederum übel nehme.
An dieser Stelle greift die gleiche Mechanik, die ich beim Kugelartikel dargestellt habe. Dort hilft sie mir, in weiblicher Rolle auch als Frau wahrgenommen zu werden. In männlicher Rolle verhindert sie, dass meine Besonderheit überhaupt zur Kenntnis genommen wird. Mein männlicher Körper ist das übermächtige kommunikative Signal für meine Mitmenschen. Und wenn die Hypothese „Mann“ derartig stark gestützt wird, dann wirken sich alle weiteren Signale (und damit meine ich so ziemlich alles, was ich zu meiner Besonderheit so rede und argumentiere) nicht mehr groß aus. Vielleicht führen sie zu ein wenig Verständnis, aber die Basishypothese bleibt unerschütterlich.
Mein Körper ist ein Lügner! Er stempelt mich zum Mann und ihm wird das geglaubt. Er macht mich zur Verrückten. Nein, es ist noch schlimmer: er macht mich zum Mann mit Dachschaden. Mein Körper lässt meine Wünsche und Vorlieben als abstrus erscheinen, er macht Sehnsüchte und Interessen, die für die Hälfte der Menschheit vollkommen normal sind, zur Abnormität.
Meine Situation ist recht gut vergleichbar mit dem Tragen eines Motto-Shirts. Wenn ich mit einer Botschaft auf der Brust rumrenne, dann wird mir unterstellt, dass ich auch dazu stehe. Was okay ist, denn im Zweifelsfall werde ich das T-Shirt ja freiwillig angezogen haben.
Der Unterschied zu meinem Körper ist: den kann ich weder wechseln, noch habe ich ihn mir ausgesucht. Er ist sozusagen ein auf die Haut tätowiertes Motto-Shirt mit falscher Botschaft.
Kein Gehör
Obwohl ich meinen Körper – ungeachtet der Tatsache, dass ich ihn falsch finde – nicht ablehne, kann ich manchmal kaum ertragen, was er mir antut.
Mein Körper bringt mich dazu, dass ich mich schämen oder zumindest rechtfertigen muss, wenn ich die Sachen trage, die ich schön und angenehm finde. Selbst heutzutage, wo ich mich praktisch überall als Frau unbefangen bewege, verleugne ich diese Seite noch partiell.
Insbesondere in meinem näheren Umfeld lebe ich versteckt. Nicht aus eigener, innerer Überzeugung, sondern aus Rücksicht auf die Wünsche meiner Familie. Und diese Wünsche gehen dahin, dass ich die Botschaft meines Körpers nicht als das offenbaren soll, was sie für mich ist: ein schrecklicher Irrtum, mit dem ich mich ständig neu und immer wieder arrangieren muss. Stattdessen soll ich keinen Verdacht daran aufkommen lassen, dass er eben nicht so selbstverständlich ist, wie er erscheint.
Ich kann mich mit meinem Problem anderen nicht verständlich machen. Wie erklärt man, dass man traurig ist, dass der Körper so ist, wie er ist? Wie beschreibt man die Phasen, in denen man daran verzweifeln möchte, dass er so ist und zugleich weiß, dass er anders nicht möglich wäre?
Ich kenne keine Frau, die mit ihrem Körper zufrieden ist. Egal wie schön sie in meinen Augen aussieht. Wenn ich mitbekomme, für was sich andere Frauen so schämen und worunter sie leiden, dann könnte ich verzweifeln. Vielen Frauen geht es ebenso wie mir: sie fühlen sich zu groß, zu unförmig, zu hässlich.
Aber bei denen schreit der Körper wenigstens nicht noch zusätzlich „Achtung: Mann!“. Und dabei ist er so laut und eindringlich, dass ich ihn selbst dann noch überdeutlich wahrnehme, wenn ich mein Möglichstes getan habe, Ihn mit Make-up und Styling zu übertönen. Mein Körper hat keine Makel, sondern er ist ein Makel.
Kein Entkommen
Ein weiterer Teil meines Frustes ist, dass ich der Situation nicht entkommen kann. Ich kann mein Inneres so wenig ändern, wie ich meinen Körper austauschen kann. Es ist ärgerlich für mich, dass ich aus meiner Haut nicht herauskomme.
Die Hoffnung, meinen Körper mit Operationen und Hormonen passend machen zu können, habe ich nicht. Einerseits ist er einfach zu groß und maskulin, als dass Operationen mehr als Randkorrekturen bringen könnten. Zum Zweiten ist er der einzige Körper, den ich habe, und gewaltsame Eingriffe würden ihn letztlich schädigen. Und sie wären trotzdem bloß der Versuch, ihn nach etwas aussehen zu lassen, was er nicht ist. Denn sein Ursprung steckt ganz tief in jeder einzelnen Zelle.
Es würde sich für mich falsch anfühlen, ihn zu manipulieren, denn so wie er ist, ist er nun mal. Ja, ich hätte liebend gerne einen Frauenkörper, aber eben nicht so! Der von sich aus so aussieht und nicht mir lebenslanger Medikamenteneinnahme in die weibliche Ecke geboxt werden muss. Wenn ich bei der sprichwörtlichen Fee nur einen Wunsch frei hätte, dann müsste ich nicht einen Sekundenbruchteil überlegen, was ich mir wünsche.
Aber da die Fee nicht kommt und auch sonst kein Wunder passiert, bleibt mir nur die Alternative, meinen Körper unverändert zu lassen oder den Trostpreis zu nehmen und ihn ummodeln zu lassen. Und da stehen für mich Aufwand und Ertrag in keinem akzeptablen Verhältnis. Denn einerseits hindert mich meine Körper momentan nicht am Zugang zu den Aspekten der Weiblichkeit, die mir wichtig sind und zum anderen wäre das erreichbare Ergebnis doch bloß ein geschädigter Männerkörper, der ein Stückchen mehr nach einem weiblichen aussieht. Da arrangiere ich mich doch lieber … auch wenn er mich dauernd blamiert.
Keine Schuld
Ärgerlich finde ich auch, dass niemand zu finden ist, dem ich die Schuld geben kann. Etwas ist schrecklich falsch, aber niemand ist schuld.
Meinem Körper kann ich keine Schuld geben nicht, weil er bloß so ist wie er ist.
Meine Mitmenschen sind nicht schuld, weil sie bloß dem trauen, was sie sehen und sich entsprechend verhalten.
Und letztlich auch ich selber nicht, weil ich mir nicht ausgesucht habe, zu sein wie ich bin und es nicht mal ändern könnte, wenn ich es wollte.
Hoppla, das war jetzt etwas zu schnell. Natürlich bin ich selber schuld. Meine Schuld heißt Inkonsequenz. Und letztendlich ist das, worüber ich mich hier ärgere, der Preis, den ich für sie bezahlen muss. Immerhin ist es ein freiwilliger Akt, weiterhin in den meisten sozialen Kontexten als Mann herumzurennen. Dass ich das überhaupt tue, ist ein Signal dafür, dass es für mich doch irgendwie okay ist, als Mann eingeordnet zu werden. Wenn ich es nicht ertrage, dann muss ich es halt lassen und den Preis bezahlen, den das dann wieder kostet.
Lösungsideen
In vielen Bereichen ist es allgemein bekannt und anerkannt, dass man mit seinem Körper hadert, auch wenn er „eigentlich okay“ ist. Man findet sich zu klein, zu groß, zu dick, zu dünn, wünscht sich eine schönere Haut, andere Haare. Diese Wünsche nach Verbesserung des Körpers lassen die Mode- und Kosmetikindustrie Milliardenumsätze machen und bescheren Schönheitschirurgen volle Terminkalender und schicke Porsches. Und niemand, der sich einen größeren Busen oder vollere Haare wünscht, wird deswegen für krank gehalten. Menschen sind halt unzufrieden mit sich und ich kenne eigentlich niemanden, der sich für so perfekt hält, dass er sich nicht die eine oder andere Kleinigkeit besser vorstellen könnte.
Dass jedoch jemand nicht mit seinem Körper in Details, sondern schlicht mit dem Geschlecht, das er hat, nicht zurechtkommen kann, das ist ein Problem, das es eigentlich nicht geben dürfte. Gibt es aber doch, wie ich an mir selbst erfahren musste.
Und so ist es: ich habe einen männlichen Körper, an dem ich unpassend finde, dass er männlich ist. Immer wenn ich eine Frau sehe, dann sagt irgendwas in meinem Inneren, dass ich so sein sollte. Meinem inneren Plan nach sollte ich eine Frau sein und die Männlichkeit ist eine Abweichung, die ich mir nicht wegargumentieren kann. Ein nicht überwindbares Abweichen des Seins vom Sollen.
Der Begriff dafür ist für mich (und inzwischen ziemlich allgemein anerkannt) Transgender. Transgender sind Menschen bei denen der Körper nicht zur Identität passt und umgekehrt. Beide Aspekte sind für uns Betroffene gleich real. Wir erleben unsere Identität genau so real und bestimmend wie Hunger und Durst oder eben unseren Körper. Wenn das nun so ist, dann gibt es unterschiedliche Wege, mit diesem Problem umzugehen.
Lösungsidee: die Diskrepanz überwinden
Das wäre schön, geht aber leider für mich weder in die eine Richtung noch in die andere.
- Die Identität muss sich dem Körper anpassen.
Lange und sehr schmerzhafte Auseinandersetzungen mit mir selbst haben mich belehrt, dass das zumindest bei mir nicht funktioniert. Da es auch keinen bekannten Fall gibt, dass irgendeine transidente Person durch irgendeine Therapie von ihrer Besonderheit kuriert werden konnte, gilt das wohl allgemein. Die Identität ändert sich nicht, sie ist, wie sie ist. Diese Lösung scheidet aus.
- Der Körper muss sich der Identität anpassen.
Transsexuelle, die sich operieren lassen, versuchen die Thematik durch weitestmögliche körperliche Anpassung an die Identität zu lösen. Der modernen Medizin mit ihren operativen Möglichkeiten und ihren Hormonpräparaten sei es gedankt, dass dieser Weg mittlerweile ziemlich gut funktioniert. Waren Transsexuelle mit ihrem Wunsch nach operativer Angleichung vor wenigen Jahrzehnten noch exotische Einzelfälle, so gilt diese Gruppe mittlerweile schon als der Standardfall der Transidentität. Der Körper wird angepasst und dann steht einem glücklichen Leben gemäß der Identität nichts mehr im Weg.
So verlockend dieser Weg scheint, so skeptisch bin ich für mich selbst, ob das wirklich funktionieren kann. Die Kongruenz von Innerem und Äußerem wäre für mich selbst zwar ein Pluspunkt, doch angesichts der weitreichenden Folgen einer solchen Maßnahme, muss ich sehr kritisch prüfen, welche echten Vorteile ein mir zugänglicher Frauenkörper denn für mich bringen würde.
Aufgrund meiner Größe und meines Lebensalters wäre die Frage, ob das Ergebnis der Eingriffe in die Beschaffenheit und die Chemie wirklich so viel eindeutig weiblicher wäre, als meine aktuelle Situation. Größe, Knochenbau uam würden sich nicht ändern lassen.
Weitere Vorteile würden mir sowieso vorenthalten bleiben. Das beste OP-Ergebnis würde mir immer noch keine Schwangerschaft ermöglichen. Ja, ich weiß, dass ich sowieso zu alt wäre. Aber trotzdem. Eines der wunderbarsten Dinge am Frausein ist für mich das Kinder bekommen können. Und das könnte ich gleich aus einem Bündel an Gründen abhaken. Wozu also?
Es bleibt fast nur noch die Operation als äußerliche Dokumentation meines inneren Status. Der entmännlichte Körper als Statement der Ernsthaftigkeit meiner inneren Befindlichkeit. Wobei ich auch da die Beharrungskräfte der Menschen nicht unterschätzen möchte. Würden viele nicht trotzdem auf die männliche Vergangenheit fokussieren und sie als die „eigentliche“ Botschaft des Körpers nehmen? Es gibt keine Garantie für die Zwangsläufigkeit und Überzeugungskraft der Beweisführung per operiertem Körper.
So weit – so skeptisch. Doch unter all dem liegt noch eine weitere, tiefere Ebene, auf der eventuell der echte Grund zu suchen ist und der ist irrational: Ich fühle es nicht! Da gibt es in mir keine Stimme die eine anpassende Operation ersehnt.
Für mich bedeutet das, dass sich meine Diskrepanz nicht überwinden lässt. Sie bleibt mir also erhalten. Was nun?
Lösungsidee: „fuck you all!“
Ich könnte einfach machen, wonach ich mich fühle und auf die Erwartungen anderer Menschen und deren mögliche Enttäuschung scheißen. Das kann zumindest grundsätzlich funktionieren, setzt aber voraus, dass mir die anderen tatsächlich egal sind. Für die allermeisten Menschen könnte ich mir diese Haltung sogar vorstellen, aber eben nicht für alle. Zumindest bei den Menschen, die mir nahe stehen, ist es nicht der Fall. Würde ich auf die pfeifen, dann würde ich sie verlieren. Und das ist für mich nicht akzeptabel. Es gibt Menschen, die ich brauche und die mir folglich nicht egal sind.
Außerdem bin ich ehrlicherweise nicht so stark, dass mir die anderen wirklich egal sein können. Tatsache ist, dass ich mir sehr viele Gedanken mache, was andere Menschen wohl denken. Das nehme ich ernst und wichtig. Ich brauche die Akzeptanz anderer Menschen und will von ihnen gemocht werden.
Allerdings glaube ich inzwischen daran, dass ich auch dann akzeptabel bin, wenn die Menschen meinen inneren Konflikt kennen und von meiner femininen Seite wissen.
Wenn ich offener, ehrlicher, authentischer bin, dann vermindere ich zumindest den Stress, auch wenn ich ihn nicht komplett vermeiden kann.
Lösungsidee: Frieden schließen und mit der Diskrepanz leben lernen
Das ist die dritte Möglichkeit und die, für die ich mich entschieden habe.
Aber wie macht man das „mit der Diskrepanz leben lernen“? Letztendlich nicht anders, als man auch mit anderen zunächst mal unangenehmen Tatsachen leben lernt. Man muss sie zunächst einmal akzeptieren.
Ich habe für diesen scheinbar so leichten Schritt ewig gebraucht und bin immer noch nicht ganz fertig. Die Kunst besteht darin, tatsächlich beides zu akzeptieren. Lange Zeit in meinem Leben hing es an der Akzeptanz der Identität. Der Körper war unzweifelhaft männlich – wieso dann nicht auch der Kopf? Bis ich kapiert hatte, dass meine Identität nicht nur so ist, wie sie ist, sondern dass das auch beim besten Willen nicht veränderbar ist – nicht einmal um der Liebe zu meiner Frau willen – verging eine Menge Zeit, in der ich mir selbst sehr viel Leid zugefügt habe.
Danach schlug das Pendel in die andere Richtung um. In dem Moment, wo ich meine Identität akzeptierte, wurde plötzlich mein Körper fragwürdig. Und im Gegensatz zur unmöglichen Identitätskorrektur ist eine Körperkorrektur durchaus eine realistische Option. Wieso also akzeptieren?
Für mich lautet die Antwort: weil operative und hormonelle Veränderungen mein Problem nicht lösen würden. Ich würde meinem Schicksal damit nicht entkommen können. Das weiß ich, ohne es belegen zu können, so wie andere wissen, dass sie die Korrektur brauchen. Es ist halt so. Dieser Artikel ist auch ein Zeichen für meine Bemühungen, Frieden mit der Diskrepanz zu machen, die mich prägt.
Der Körper ist weder falsch noch böse
Viele Transgender hassen ihren Körper. Das kann ich nicht. Denn wenn es eine Bosheit ist, dann nicht die meines Körpers, sondern die Gottes oder des Schicksals oder wie immer jemand heißt, der sowas machen kann und fies genug ist, es mir anzutun.
Mein Körper will mich nicht lächerlich machen oder diskreditieren. Mein Körper ist auch nicht falsch. Er ist einfach so, wie er ist. Deshalb bemühe ich mich, Frieden mit ihm zu schließen und gut zu ihm zu sein. Ich sorge für ihn und versuche, ihn vor Schaden zu schützen. Und ein wenig sorge ich auch dafür, dass er nicht allzu gemein sein kann. Ich sorge mich um meine Haare, die zu vielen und die zu wenigen, und um meine Haut. Manchmal mag ich ihn sogar richtig. Wenn ich laufe z.B., wenn er mich durch das Gelände trägt und sich gut anfühlt und ich nicht darüber nachdenken muss, welche äußeren Formen er hat und was das für andere Menschen bedeutet.
Ich versuche, beidem gerecht zu werden. Ich versuche meinen männlichen Körper zu akzeptieren und zugleich auch meiner weiblichen Identität den Raum zu geben, den sie braucht. Frau sein definiert sich nämlich nicht nur über den Körper, sondern auch über andere Aspekte, insbesondere die soziale Rolle, die nicht unbedingt voraussetzen, dass man körperlich in jeder Beziehung weiblich ist.
Wenn man es kritisch betrachtet, dann unterscheiden sich männliche und weibliche Körper doch nur in geringem Maße. Wir haben alle die gleichen Sinnesorgane, Extremitäten und auch die meisten inneren Organe sind gleich. Bloß die Geschlechtsorgane und die hormonbedingten Aspekte wie Muskelmasse, Fettanteil- und -verteilung unterscheiden sich. Diese Unterschiede spielen für die meisten Aspekte der sozialen Geschlechtsrolle wiederum nur eine untergeordnete Rolle. Anders gesagt: ich kann auch mit einem männlichen Körper in weiblicher sozialer Rolle agieren.
Es könnte mich wirklich härter getroffen haben. Obwohl ich für eine Frau nicht bloß groß, sondern aufmerksamkeiterregend riesig bin, funktioniert für mich die gewünschte Akzeptanz in weiblicher Rolle.
Es ist mir letztlich egal, woran es nun wirklich liegt, dass mich die Menschen als Frau hinnehmen, wenn ich äußerlich dokumentiere, dass ich so gesehen werden will. Wichtig ist, dass von den meisten Menschen, den offensichtlichen Defiziten des Körpers zum Trotz, mein Wunsch nach weiblicher Identifikation akzeptiert wird. Also was soll’s? Mehr, als als Frau akzeptiert werden, wenn ich als Frau akzeptiert werden möchte, kann ich nicht erreichen.
Das ist also mein Weg, Frieden mit mein Körper zu schließen. Nicht in dem ich ihn in einem Krieg besiege und verändere, sondern indem ich ihn akzeptiere und das genieße, was er mir trotz seines grundsätzlichen Defizites der Männlichkeit alles ermöglicht.
Querverweise:
© Jula 2011