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Was hat sich geändert?

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Eine Top 10 Liste der Verbesserungen für Trans*personen


Ich lebe nun schon eine ganze Weile in dieser Gesellschaft mit meiner Transidentität. Es klingt trivial, wenn ich feststelle, dass nicht nur ich und mein Umgang mit mir selbst sich geändert haben, sondern dass sich in den letzten (sagen wir mal) 25 Jahren auch im Umfeld einiges getan hat. Die Welt ist für Menschen wie mich nicht mehr die Gleiche.

Tatsächlich hat sich in den vergangenen Jahren viel Positives getan. Ein Blick auf ein paar wesentliche Veränderungen macht deutlich, nicht bloß wie anders, sondern vor Allem wie viel besser die Rahmenbedingungen für Transgender in Deutschland geworden sind.

Dazu hier meine subjektive Top 10, die ich nach Oberpunkten geordnet habe.

Recht

1. Das vor 25 Jahren noch als modern geltende TSG wurde inzwischen durch das BVerfG richtigerweise in eine Ruine verwandelt. Weite Teile wurden als verfassungs- und menschenrechtswidrig eingestuft. Transgender müssen sich nicht mehr zwangskastrieren lassen, um im Personenstand ihrer Identität leben zu dürfen.
Mehr dazu: Weg mit dem TSG!

2. Das Institut der Ehe steht nun auch gleichgeschlechtlichen Paaren offen. Das hat auf den ersten Blick nichts mit Transgendern zu tun, ist aber wichtig, weil dadurch ein zentraler Punkt für die Wichtigkeit von Geschlecht und Gender im Recht insgesamt wegfällt und damit auch ein Argument, warum das biologische oder soziale Geschlecht den Staat überhaupt etwas angehen muss.
Mehr dazu: Ehe für alle

3. Transgender und Intersexuelle wurden als fast überall diskriminierte Personengruppen in den Fokus der Menschenrechtspolitik internationaler Organisationen genommen (zB. Yogyakarta-Prinzipien und die Forderungen der EU und des Europarates).
Mehr dazu: YP plus 10 und Hammarberg: Menschenrechte und Geschlechtsidentität

Biologie

4. Das Wissen über die biologische Komplexität und Vielfalt von Geschlecht hat zugenommen.
Zwar glauben noch immer viele Menschen, dass das biologische Geschlecht eine rein duale Angelegenheit von XX oder XY ist, doch die Wissenschaft sieht das Thema viel differenzierter. Damit hat sie dem einfachen Modell von „Mann oder Frau“ die naturwissenschaftliche Basis genommen.

Medizin

5. Die Medizin hat sich neuerdings auch im kommenden ICD-11 von einem pathologisierenden Verständnis von Transidentität gelöst.

Soziologie

6. Die Unterscheidung zwischen Geschlecht und Gender ist im deutschen Sprachraum angekommen.
Judith Butlers „Gender trouble“ stammt von 1990. Mit diesem Buch und vor allem durch die dadurch ausgelösten Diskussionen wurde einer größeren Zahl von Menschen bewusst, dass es einen Unterschied zwischen den körperlichen Eigenschaften einer Person (dem Geschlecht) und ihrer sozialen Geschlechtsrolle (Gender) gibt.
Mehr dazu: Was ist Gender?, Bescheidene Utopie.

Gesellschaft

Als am wichtigsten für mich und meine Lebensführung schätze ich die Veränderungen in der Gesellschaft ein. Da hat sich eine Menge getan.

7. Die Entideologisierung/ Profanisierung des Denkens bei vielen Menschen hat zu gesteigerter Toleranz und Akzeptanz geführt. Ideologische Beschränkungen, insbes. durch religiöse Denkmuster und Vorgaben beeinflussen das Leben in unserer Gesellschaft viel weniger als früher. Es ist mittlerweile anerkannt, dass Menschenrechte höher stehen als religiöse Überzeugungen und nicht umgekehrt.

8. Die gesteigerte Wertschätzung für Individualität ist ebenfalls eine wichtige Veränderung. Abweichungen von der gesellschaftlichen Norm sind nicht mehr automatisch ein Makel. Im Gegenteil: Besonderheit ist eine wichtige und geschätzte Eigenschaft.

9. Die Menge der verfügbaren Informationen macht die Sensation kleiner. Ich glaubte vor einem viertel Jahrhundert noch, ein exotischer Einzelfall zu sein. Inzwischen weiß ich, dass wir viele sind. Und die Mehrheitsgesellschaft weiß auch, dass es uns gibt. Zumindest im Fernsehen hat jede/r schon mal eine transidente Person gesehen.

10. Die Möglichkeiten der (Selbst-)Definition haben sich erweitert. Vor 25 Jahren musste ich mich noch entscheiden, ob ich transsexuell bin oder ein Transvestit. Etwas anderes gab es nicht. Ich empfand beides für mich als falsch, weil ich mir nur aussuchen konnte, ob ich die eine Krankheit habe oder die andere. Inzwischen gibt es sehr viel mehr Worte und sehr viel freiere Möglichkeiten der Selbstdefinition.

Das waren meine Highlights. Sie sind nur eine Auswahl. Mich interessiert, welche Veränderungen der letzten 25 Jahre für euch die Bedeutendsten sind. Etwas aus meiner Liste oder ganz etwas anderes?

© Jula 2018

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