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Was ist falsch an den Schnabeltieren?

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Wir haben eine gute Vorstellung davon, was Säugetiere sind und was sie kennzeichnet. Anders als andere Tiere bringen sie lebende Junge zur Welt und säugen sie. Säugetiere sind nicht giftig.

Schnabeltiere
Harder Schnabeltiere 1916 (Public Domain)

Dann hat man in Australien die Schnabeltiere gefunden. Sie legen Eier, säugen ihre Jungen und haben einen Giftstachel.

Anfangs gab es Zweifel, doch mittlerweile weiß man sicher: die Schnabeltiere sind Säugetiere. Sie passen nicht in die einfache Vorstellung davon, wie Säugetiere zu sein haben, doch trotzdem sind sie welche.

So ähnlich ist das mit uns Transgendern und dem Modell unserer Gesellschaft von Geschlechtern. Wir passen nicht in das populäre Modell von Männern und Frauen.

Doch ebenso wie die Schnabeltiere gibt es uns und ebenso wie sie bestimmt nicht die Vorstellungen von Säugetieren stören wollten, haben wir es uns nicht ausgesucht, dass wir nicht in das übliche Modell von Geschlecht passen.

Was würde man mit den Schnabeltieren machen, wenn sie behandelt würden, wie wir?

Am einfachsten wäre, es gäbe sie gar nicht. Als die ersten ausgestopften Exemplare in Europa bekannt wurden, dachte man, da habe ein geschickter Präparator getrickst. Doch bald war klar, es gibt sie wirklich und sie sind wie sie sind.

Wären die Schnabeltiere Transgender, dann würde man heute noch behaupten, dass es keine eierlegenden Säugetiere gibt, weil unsere Vorstellung von „richtigen“ Säugetieren wichtiger wäre, als so ein kleines Tier irgendwo auf einem kleinen Kontinent.

Doch da man die Existenz von Schnabeltieren nicht leugnen kann, muss man irgendwie mit ihnen umgehen. Würde man sie wie uns behandeln, dann müssten sie sich entscheiden. Damit sie als Säugetiere anerkannt werden, müssten sie auf ihre Giftdrüse verzichten und darauf Eier zu legen. Als Reptilien dürften sie giftig sein, aber ihre Jungen nicht mehr säugen.

Die Schnabeltiere haben Glück. Man lässt sie sein, wie sie sind und akzeptiert sie als Säugetiere, obwohl sie anders sind. Mehr noch, die Schnabeltiere führten dazu, das wir ein erweitertes, differenzierteres Modell davon haben, was Säugetiere sind.

Wir Transgender dagegen müssen damit leben, dass die Gesellschaft meint, wir seien falsch. Manche meinen, unser Geist sei falsch, andere, es sei der Körper. Auf jeden Fall ist etwas bei und falsch.

Anders als bei den Schnabeltieren, die dazu führten, dass das Modell von Säugetieren ihretwegen geändert wurde, ist das bei und Transgendern nicht in Sicht. Nur wenige sind bereit, wegen uns ihr Bild davon zu ändern, was ein Mann oder eine Frau ist und was nicht.

Nicht ist falsch an den Schnabeltieren! Ebenso wenig wie an uns Transgendern etwas falsch ist.

© Jula Böge 2015

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